Eine alte Schachweisheit sagt, dass es besser ist einen falschen Plan zu haben als gar keinen Plan.

Planungsverfahren

Die Planung ist ein kreativer Prozess, trotzdem kann man versuchen, das Verfahren etwas zu strukturieren. Hier sind einige Tipps:

  1. Plane aufgrund der Ungleichgewichte (Stärken und Schwächen der jeweiligen Stellung), die deine Stellungsbeurteilung ergeben hat. Nutze deine Vorteile oder spiele auf die Schwächen des Gegners.
  2. Schaue auf deine Chancen, aber schaue auch mit den Augen des Gegners auf die Stellung. Was willst du erreichen? Was will dein Gegner erreichen? Welcher Plan ist besser und kann schneller umgesetzt werden?
  3. Verfolge den gewählten Plan konsequent, versuche aber auch, die Pläne deines Gegners zu verhindern oder zumindest zu behindern (zu verlangsamen).
  4. Planung heisst, nicht sofort in die Tiefe zu rechnen, sondern sich Ziele zu setzen, die in kleinen Schritten unter Einbezug des Gegners umgesetzt werden können.

Den nächsten Zug finden

Wenn Du einen Plan hast, geht es an die Umsetzung. Der nächste Zug ist immer der schwierigste. Wie kann man bei der Wahl des Zuges vorgehen:

  1. Identifiziere ein paar Kandidatenzüge, die deinem Plan nützen. Meist genügen 3-5 Kandidatenzüge, die Du anschauen musst.
  2. Wichtige Kandidaten sind forcierte Züge, die deinem Gegner wenig Auswahl lassen. Das ist vor allem in wilden taktischen Stellungen wichtig.
    1. Alle Züge, die Schach geben – auch die Opfer!
    2. Die möglichen Figurenabtauschzüge
    3. Direkte Drohungen (Matt, Damen-/Figurengewinn …)
    4. Springerzüge (Springer sind trickreich :-))
  3. Rechne die Varianten, die sich aufgrund der Kandidatenzüge ergeben, konkret durch und beurteile das Resultat:
    1. Schaue auf die besten Züge des Gegners
    2. Vor der Wahl der Variante mache einen Fehlercheck über die nächsten 2 Züge

Wann must Du planen

Spitzenspieler haben schon vor der Partie einen Plan. Sie haben sich auf den Gegner vorbereitet und wissen, was auf sie zukommt. Der erste Plan wird also vor der Partie gemacht und bezieht sich vor allem auf die Stärken und Schwächen des Gegners. Hier gilt: Den Gegner nie unterschätzen … aber auch nicht überschätzen!

Während der Partie sollte vor allem in den folgenden Situationen der eigene Plan überprüft und allenfalls angepasst werden:

  1. Nach der Eröffnung beim Übergang ins Mittelspiel resp. nach dem Ende der eigenen Eröffnungsvorbereitung.
  2. Immer wenn Figuren oder Bauern abgetauscht werden. Das verändert typischerweise die Stellungseigenschaften.
  3. Immer wenn ein Bauer gezogen wird. Allenfalls wird die Bauernstruktur (siehe Stellungsbeurteilung) so stark verändert, dass ein Plan nicht mehr funktionieren kann.
  4. In verschiedenen konkreten (taktischen) Situationen … da spielen langfristige Pläne kaum noch eine Rolle. Die Stellung explodiert …

Ist das alles graue Theorie? Ja, natürlich. Vielleicht hilft es trotzdem. Einen guten Tipp hat auch der ehemaliger Weltklassespieler Ulf Andersson auf Lager. Offenbar hat er einmal gesagt, er mache einfach nie einen Zug, der seine Stellung schlechter macht. Ein toller Tipp, der jeden Partieverlust verhindert :-).